Noch harren weitere Gipfel der Churfirsten unserer Erstbesteigung. Am 23. September 2021 nehmen wir uns die nächsten zwei vor. Diesmal fahren wir von Starkenbach mit der Selunbahn – eine winzige Holzkiste mit knappen vier Sitzen – hinauf zur Alp Vorderselun. Neben uns sitzt eine junge Frau, die während der ganzen Fahr die Augen nicht öffnen kann, dermassen hat sie Höhenangst. Wir kommen aber heil oben an und laufen nun bei bereits angenehmer Temperatur via Torloch direkt hinauf zum Frümsel. Das Auge täuscht nicht, der ist wirklich der steilste Cheib aller Churfirsten. Stotzig und halb im Schatten, weil die Sonnen jetzt Ende September nicht mehr über den Berg ziehen mag, erklimmen wir dennoch geschwind diesen schönen Aussichtsberg. Aber kaum haben wir uns zur verdienten Aussichts-Rast hingesetzt, knallt es unten auf dem Truppenübungsplatz bei Walenstadt so gewaltig, dass gleich der ganze Berg zittert. Das versetzt mich dermassen in Panik, dass wir bald schon wieder aufbrechen. Etwa auf halber Höhe begegnen wir der jungen Frau vom Bähnli wieder. Sie steht etwas verloren auf dem Weg herum und ist offensichtlich überfordert. Wir erbarmen uns und geleiten sie ganz, ganz langsam wieder hinunter zum Fuss des Berges, wo sie sich dann wieder allein weiter getraut. Nun queren wird nördlich der Chegelhöf weglos, aber unschwierig zum Wanderweg, der ins Frümseltal führt. Dem folgen wir ein paar Meter, um dann den Weg zum Brisi hoch einzuschlagen. Der Brisi ist etwas anders als die anderen Churfirsten, denn die Bergflanke ist übersäht mit grossen Steinbrocken und nicht einfach nur grasig. Dafür ist sie aber deutlich weniger steil als am Frümsel. So sind wir auch auf diesem Gipfel recht geschwind und machen hier eine etwas ausgiebigere Rast, da nun auf dem Truppenübungsplatz Ruhe eingekehrt ist. Der Abstieg erfolgt auf dem gleichen Weg bis zum Fuss des Berges. Danach folgen wir dem Wanderweg via Brisizimmer und Hinterlücheren zur Sellamattbahn. Eine schöne Tour bei prächtigem Herbstwetter. Ob wir allerdings in diesem Jahr noch die letzten Gipfel der Churfirsten besteigen werden, ist unsicher, da die Nordflanken nun nur noch wenig Sonne abbekommen und deshalb dauerfeucht bleiben. Ausserdem blendet beim Aufstieg immer die Sonne…