Molare - Sobrio

Am 7. Juli 2023 nehmen wir den ersten Bus hinauf nach Molare, um unsere Nord-Süd-Etappenwanderung fortzusetzen. Es soll ja ein heisser Tag werden, und so schadet es bestimmt nichts, wenn wir schon kurz nach 6 Uhr abmarschieren. Es hat wohl in der Nacht geregnet, denn das Gras ist nass, so dass ich noch lange in den Tag hinein schön gekühlt bin. Das nutze ich auch weidlich aus, und renne die erste Stunde herum wie eine Irre! Irgendwann während des Aufstiegs zur Alpe di Nara wird das Paul dann aber zu bunt. Schliesslich weiss er, dass noch eine ordentliche Tagesetappe vor uns liegt, und ich meine Kräfte besser etwas einteilen täte. So muss ich bis zur Bassa di Nara hinauf hinter ihm herlaufen, was ich gar nicht goutiere! Die Alp ist mit Gross- und Kleinvieh bestossen und zwei Hunde begrüssen und mit Gebell. Der Hirt – es soll unterwegs die einzige Begegnung mit einem Zweibeiner bleiben – hat sie aber gut im Griff und die Rinder lassen und auch in Ruhe. Auf der Bassa kommen wir dann endlich in die Sonne. Wir folgen nun dem Höhenzug, der vom Ritomsee her bis zum Matro oberhalb Biasca führt. Der Weg führt uns über Mottarone und Motto Crastel und ist bis zum Passo Crastumo gut ausgeprägt und meist deutlich sichtbar. Gelegentlich helfen seltene weiss-blau-weisse Markierungen. Bis hierher war das ja alles zwar teils recht steil aber unschwierig, nun wird das Gelände aber deutlich anspruchsvoller. Um den Pizzo Caslett zu übersteigen, müssen wir schon einiges an Blockkletterei überwinden und versteigen uns auch gelegentlich etwas. Der Pizzo Alto und noch viel mehr der Pizzo Erra ragen nun furchterregend schroff vor uns auf. So furchterregend, dass Paul beschliesst, hier den Grat zu verlassen, denn er traut sich und mir diesen Abschnitt nun doch nicht zu. Wir steigen weglos und recht mühsam unterhalb des Pizzo Alto ab, um die Fahrstrasse bei Gannone di Fiell zu erreichen. Nicht immer können wir leider das dichte Wacholdergestrüpp umgehen, das mich unschön in die Pfoten pikst. Auf der Fahrstrasse angekommen, fängt Paul an überschlagsmässig auszurechnen, wie lange wir ab da zu unserem Etappenziel Sobrio noch etwa brauchen würden und kommt zum Schluss, dass wir viel zu früh dort wären, würden wir jetzt direkt aufs Ziel zulaufen, und in Sobrio sinnlos lange auf den Bus warten müssten. So drehen wir um und besteigen doch noch den Pizzo Erra, nun halt auf dem Normalweg, den wir ja von einer Tour im Oktober 2021 schon kennen. Wobei 'Normalweg' vielleicht etwas gar zu viel gesagt ist. Denn schon vor dem Gipfel verlieren wir ihn, weil er immer weniger deutlich sichtbar ist, und beim Abstieg müssen wir uns die Route auch gelegentlich frei suchen. Erst gegen den Passo dei Laghetti hin, findet sich wieder eine deutlich ausgeprägte Spur. Unterhalb des Passes stossen wir auf den Weg, der vom Croce di Sasso her kommend zur Alpe Foppascia führt – ein sehr schöner Weg übrigens. Die Alp ist leider auch bestossen, und die Rinder sind extrem neugierig bis fast schon aggressiv! Immer wieder folgen sie uns aufdringlich, und Paul gelingt es nur mit Mühe, sie auf Distanz zu halten. Vor lauter Aufregung verfehlen wir noch den Weg, den wir hier dann aber ohne Schwierigkeiten wieder finden. Den folgenden Abschnitt bis Puscett kennen wir auch bereits von der damaligen Pizzo Erra Besteigung. Nun laufen wir auf einem schönen Säumerweg hinunter nach Sobrio, wo wir trotz Pizzo Erra doch noch ziemlich auf den Bus warten müssen… Es war eine sehr schöne und abwechslungsreiche Etappe heute! Heiss war es erstaunlicherweise kaum, denn bis kurz vor Sobrio war das Gras noch feucht, und je tiefer wir abstiegen, desto mehr liefen wir im Schatten der Bäume. Jetzt haben schon in vielen Kantonen die Sommerferien angefangen. Ob wir also nochmals ins Tessin fahren, oder eine Tessin-Sommerpause einlegen, ist noch nicht ganz klar. Eigentlich möchte Paul zuvor schon noch Biasca erreichen...

Freitag, 07. Juli 2023